Kurzsichtigkeit verstehen und behandeln
Ansteigende Kurzsichtigkeit bei Kindern
Die Kurzsichtigkeit (Myopie) kann bei Kindern rasant zunehmen und die Brillengläser müssen beinahe alle 6-12 Monate um -0.25 bis -0.75 Dioptrien verstärkt werden (Progrediente Kurzsichtigkeit). Dabei wächst der Augapfel immer weiter in die Länge und die Netzhaut und andere Gewebe im Augeninnern werden dabei gedehnt. Diese für das Sehen wichtigen Strukturen sind auf eine normale Augenlänge ausgelegt und wachsen nicht mit der zunehmenden Kurzsichtigkeit mit. Dabei entsteht als Folge davon ein um ein vielfach erhöhtes Risiko für Netzhautablösung, Aderhautrisse, myopische Makulopathie, Glaukom und Katarakt. Ein Kind sollte bis ca. 10 jährig noch leicht weitsichtig sein. Ist das Auge vorher schon bei 0.00 Dioptrien oder gar leicht kurzsichtig, ist das Risiko erhöht, dass die Kurzsichtigkeit ansteigen wird.
Darum ist es wichtig, die Kurzsichtigkeit so früh wie möglich zu erfassen und richtig zu behandeln. Sie haben richtig gelesen: die Kurzsichtigkeit im Kindes- und Jugendalter kann beeinflusst und das Längenwachstum des Auges gebremst werden, dies wird durch spezielle Kontaktlinsen oder spezielle Brillengläser und/oder Medikamente erreicht. Die WHO (World Health Organization) empfiehlt dringend das starke Augenlängenwachstum mit geeigneten Therapie-Massnahmen zu verhindern. Die Krankenkasse in der Schweiz übernimmt einen grossen Teil der Kosten bei Myopie Progression aus der Grundversicherung.
Was sind Risikofaktoren zur Entstehung und Progression der Kurzsichtigkeit?
Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit bei Kindern besteht, wenn
- die axiale Augenlänge überdurchschnittlich lang ist
- ein oder beide Elternteile kurzsichtig sind, wenig Zeit im Freien verbracht wird
- lange ununterbrochen gelesen wird (>45 min) und der Lese- oder Schreibabstand <30cm ist.
- Wenn ältere Geschwister kurzsichtig sind (starker Hinweis, dass jüngere Geschwister auch kurzsichtig werden können)
Je früher die Kurzsichtigkeit einsetzt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine hochgradige Myopie. Auch mit dem Erreichen von höheren akademischen Graden, ist oft ein Anstieg der Kurzsichtigkeit zu beobachten. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor ist die Baulänge des Augapfels. Im Linsencentrum messen wir mit optischer Biometrie präzis und berührungsfrei die axiale Augenlänge und können diese mit den Percentilkurven von normalen Augen vergleichen.
Prävention von Kurzsichtigkeit
Die modernen Lebensumstände, in denen die Kinder heute aufwachsen, begünstigen in der Regel das Entstehen und die Entwicklung der Kurzsichtigkeit. Die Kinder verbringen mehr Zeit beim Fernsehen, Videogames, PC-Games, Social-Media und so weiter, in vorwiegend mässig beleuchteten Räumen und näheren Sehdistanzen. Grosse Studien im asiatischen Raum zeigen, dass die Zeit welche Kinder tagsüber im Freien verbringen, massgeblich über die Entwicklung der Augen bezüglich Kurzsichtigkeit mitbestimmt. Kinder die sich viel in Räumen aufhalten und sich wenig im Freien aktiv bewegen, haben also ein erhöhtes Risiko kurzsichtig zu werden. Dies weil das Tageslicht eine positive Wirkung auf die Ausschüttung von dem Botenstoff Dopamin hat, welcher das Wachstum der Augen regelt. Wenn sich eine Kurzsichtigkeit schon entwickelt hat, kann diese dadurch nicht mehr Rückgängig gemacht werden.
Präventions-Massnahmen
- Ermuntern Sie ihre Kinder mindestens 2 Stunden pro Tag zwischen 8-16Uhr im Freien zu verbringen. Sogar ein bewölkter Regentag, hat eine wesentlich höhere Lichtintensität als die beste Künstliche Beleuchtung
- Beim Lesen die „20-20-20-Regel“ anwenden: nach 20 Minuten Lesen mindestens 20 Sekunden in die Ferne (6m/ 20ft) schauen, bevor das Lesen wieder aufgenommen wird.
- Lesehaltung: achten Sie darauf, dass Ihr Kind eine minimale Lese-Distanz von 30cm nicht unterschreitet; sei es beim Lesen, Schreiben, am Tablet oder Smartphone.
Therapie der Kurzsichtigkeit bei Kindern
Das Ziel der Therapie besteht darin, das fortschreitende Längenwachstum der Augen zu bremsen oder im besten Fall sogar zu stoppen und gleichzeitig die Sicht optisch zu korrigieren, damit Ihr Kind gut sehen kann.
Neuste Erkenntnisse aus der Forschung belegen klar, dass spezielle Kontaktlinsen, spezielle Brillengläser und Medikamente die progressive Myopie bremsen können. Normale Kontaktlinsen beeinflussen die Myopie unwesentlich. Normale oder zu schwach korrigierte Brillengläser bewirken eher das Gegenteil und beschleunigen das Längenwachstum der Augen. Daher ist es wichtig eine progressive Kurzsichtigkeit frühzeitig zu behandeln.
Wie lange soll die Kurzsichtigkeit behandelt werden?
Das Auge wächst physiologisch bis etwa 21. Lebensjahr. Die Therapie sollte bis dahin ununterbrochen durchgeführt werden. Dies ist oft nach Abschluss der normalen Schulbildung der Fall. Bei erlangen von höheren akademischen Graden durch Gymnasium o.ä. empfiehlt es sich, die Myopie- Therapie mindestens bis zum 21. Altersjahr weiterzuführen. Studien zeigen, dass die Kurzsichtigkeit nochmals um ca. -0.25 dpt. pro Ausbildungsjahr, durch intensives Lesen, ansteigen kann.
Zusatzinfos
Kosten für eine Myopie-Therapie Abklärung
CHF 90 für die umfassende Myopie Therapie Beratung.
Inklusiv:
- Augenvorgeschichte
- Messung axiale Augenlänge (Biometrie)
- Besprechung des Myopie Risiko Fragebogens
- Topographie (vermessen der Hornhaut)
- Beratung für die geeigneten Myopie-Therapie
Diese Kosten werden Ihnen bei einer Myopie-Therapie im Linsencentrum vollumfänglich angerechnet und können mittels Augenarzt-Rezept über die Krankenkassen-Grundversicherung (MiGeL 25.01.01.00 1x pro Jahr 180.00) abgerechnet werden.
(Leistungen sind nicht kombinierbar mit MiGeL 25.02.04.00.1)
Was zahlt die Krankenkasse bei Myopie-Therapie
Die Krankenkasse bezahlt für die Therapie mit Kontaktlinsen oder Brillengläsern bei progredienter Myopie aus der Grundversicherung (KVG) ab 1.7.2024
CHF 850 pro Jahr bis zum vollendeten 21. Lebensjahr.
Voraussetzung für Leistungen aus der Grundversicherung
- Eine einmalige augenärztliche Verordnung für MiGeL 25.02.04.00.1 Spezialfälle Brillen / Kontaktlinsen III
- Eine überdurchschnittliche axiale Augenlänge gemäss Wachstumstabellen
- Nachgewiesene Progression der Kurzsichtigkeit von mehr als -0.50 Dioptrien pro Jahr, die zu einer hohen Kurzsichtigkeit führen kann oder eine bestehende Kurzsichtigkeit von mehr als -5.00 Dioptrien mit Progression von mehr als -0.50 Dioptrien
Inklusiv
- Anpassung und Messungen durch den Optometristen und die Optometristin
- NUR Kontaktlinsen oder Brillengläser (inkl. Brillenfassung) die nachweislich eine Hemmung Myopieprogression bewirken
Kontaktlinsen-Pflegemittel werden nicht über die Krankenkasse vergütet
Was ist die Myopie
Myopie (Kurzsichtigkeit) ist ein Sehfehler, bei dem Objekte in der Ferne unscharf gesehen werden. Ursache dafür ist in den meisten Fällen ein zu starkes Längenwachstum des Auges. Eine andere Ursache kann sein, dass die brechenden Medien, Hornhaut und Augenlinse, zu stark sind. Das Bild wird bei beiden Fällen vor der Netzhaut abgebildet. Die Myopie bildet sich meistens in der Kindheit aus und schreitet dann fort.
Wie kann die Myopie vermieden werden
Für unsere Augen ist Tageslicht von wesentlicher Bedeutung, dies vor allem im Wachstum. Darum sollte darauf geachtet werden, dass mindestens 2 Stunden pro Tag im Freien verbracht wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Lesegewohnheiten. Es sollte nicht zu nahe gelesen werden, dies heisst im Minimum 30 Zentimeter Abstand. Auch sollten immer wieder kleine Pausen eingelegt werden und dabei in die Weite geschaut werden. Hierbei kann man als Referenz die 20-20-20-Regel anwenden, das bedeutet nach 20 Minuten, für 20 Sekunden, in mindestens 6 Meter (20ft) Entfernung schauen.
20-20-20-Regel
Wenn Kinder lange lesen, müssen sie darauf achten, dass sie alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf 6 Meter (20 ft) Entfernung schauen. Damit wird das Auge entspannt und die ansteigende Kurzsichtigkeit vorgebeugt.
Spätfolgen einer ansteigenden, unbehandelten Myopie
Die Folgen einer hohen Myopie >5 Dioptrien sind nicht nur die ‘‘dicken‘‘ Brillengläser, sondern das Risiko für Erkrankungen wie, Netzhautablösung, Glaukom, Katarakt, Aderhautrisse und myopische Makuladegeneration, steigen markant an. Auch wenn man sich die Augen per Laser operieren lässt bleibt dieses Risiko bestehen. Dieser Eingriff verändert nur die Hornhaut, an der Länge des Augapfels ändert sich dabei nichts.